Einen schönen guten Abend an all unsere fleißigen Leser,
weckt die Überschrift euer Interesse? Na, dann wartet mal ab was uns gestern so alles passiert ist.
Also, vorgestern Abend, also am 10.8. sind wir abends in den Zug von Podgorica nach Novi Belgrad gestiegen. Schön und gut, da war alles noch super, wir sind halbwegs pünktlich losgefahren, hatten Essen für unsere 25,5 Stunden lange Reise dabei (schon klar, ist ziemlich viel, aber wir waren ja vorbereitet) und haben neue Bekanntschaften zwei netten Mädels aus Schweden geschlossen. Außerdem haben wir noch zwei gute Plätze im Zug erwischt und waren mit supernetten Menschen im Abteil. Also das kann man wirklich sagen, freundlich, nett und hilfsbereit sind die Menschen dort wirklich. Nachdem wir noch bis Sonnenuntergang die Aussicht genossen haben, stellten wir unsere Wecker auf fünf in der Früh und hatten eine erstaunlich angenehme Nacht im Zug. Um fünf standen wir fertig zum Aussteigen im Gang und warteten auf die Ankunft in Novi Beograd, wo wir um sechs einen Anschlusszug nach Belgrad reserviert hatten. Und warteten. Und warteten. Und warteten. Irgendwann bemerkten wir, dass wir es geschafft hatten, auf einmal gute drei Stunden Verspätung zu haben. Na toll, jetzt war die Aufregung groß, denn den Anschlusszug von Novi Belgrad nach Belgrad konnten wir nun knicken. Gott sei Dank hatten wir in Belgrad auch nochmal eine dreistündige Wartezeit für den Zug nach Sofia eingeplant und wir hofften, wenigstens diesen noch irgendwie zu erwischen. Da wir weder serbische Währung noch Internet hatten, waren wir irgendwie ziemlich aufgeschmissen. Also beschlossen wir, in Belgrad Central auszusteigen, um von dort bis nach Belgrad laufen zu können. Dementsprechend machten wir uns mit Sack und Pack (wir dürfen darauf hinweisen, dass wir immer noch kiloweise Essen für den ganzen Tag mit uns rumschleppten) auf den Weg. Leider erst einmal in die falsche Richtung, sodass dann die Zeit knapp wurde und wir mit (teurem) Internet, Gerenne und ziemlich viel Anstrengung noch rechtzeitig den Zug nach Sofia erreichten. Vollkommen verschwitzt aber erleichtert saßen wir endlich auf unserem Platz. Wir dachten, nun wäre alles geschafft und das Schlimme an diesem Tag schon vorbei. Ha ha ha.
Jetzt ging der Spaß erst richtig los. In dem Abteil war es super heiß, stickig, laut und es gab weder eine Klimaanlage noch konnte man jedes Fenster öffnen. Aber alles kein Problem, fahren wir einfach mit offenen Türen, das bringt auch frische Luft. So sollte es dann eigentlich zehn Stunden dahingehen, bis wir abends um zwanzig nach acht Sofia erreichen sollten. Pustekuchen. Mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h und fast schon regelmäßigen Stops nach fünf Minuten war eine Verspätung ja bereits vorprogrammiert. Hinzu kam, dass an einem Bahnhof, der mit dreistündiger Verspätung erreicht wurde, plötzlich alle austeigen mussten (wohlgemerkt man fühlte sich wie in einer Backpacker-Herde, es waren vielleicht 5 Einheimische in dem Zug) und in Busse verfrachtet werden. Ohne genauere Informationen oder sonstigem ging die Fahrt in den Reisebussen weiter, aber niemand beschwerte sich, denn die Busse waren wenigstens akklimatisiert und die Fahrt ging schnell voran. Die meisten dachten, wir würden bis Sofia gebracht, denn es fehlten nur noch 68 Kilometer. Aber dann mussten wieder alle raus aus dem Bus und wir standen an irgendeinem Bahnhof in der serbischen Pampa, ohne Informationen. Irgendwann verstanden wir die Bahnhofsvorsteher so weit, dass irgendwann ein Zug Richtung Sofia kommen sollte. 2,5 Stunden später war es dann endlich soweit und der neue Zug wurde mit tosendem Applaus begrüßt. Hoffnung keimte unter den Backpackern auf und alle erstürmten die Wägen. Nach weiteren langen Stops bei Grenzkontrollen kamen wir um kurz nach eins in der Nacht in Sofia ein.
Fazit: Eine Verspätung von 5 Stunden und eine geschlossene Hostel-Rezeption, denn auf unsere Anrufe einige Stunden vorher hatte niemand reagiert. Auf gut Glück machten wir uns auf den halbstündigen Weg durch Sofia und hatten Glück: Unsere Schlüssel waren in der nachts geöffneten Suppenküche von nebenan deponiert, und nach einer herrlichen Dusche konnten wir um halb drei endlich erschöpft in unsere Betten fallen. Ahhhh!
So, wir hoffen ihr versteht nun, warum dieser Tag in unserer Reise bis jetzt den absoluten Horror-Tag darstellt. Aber selbst diesem Tag kann man etwas Positives abgewinnen, denn durch die langen Wartezeiten haben wir nette Bekanntschaften zu anderen Interrailern aus Frankfurt geschlossen. Dennoch werden wir Serbien in nächster Zeit nicht mehr mit dem Zug bereisen, denn dieses Abenteuer hat uns definitiv gereicht.
Liebe Grüße von unterwegs,
Laura&Emilia